Weihrauch HW35 – Ich habe sie in den letzten Jahren schon sehr vermisst.
Wieso ist mir die Weihrauch HW35 so wichtig?
Das erste Luftgewehr, das ich mir selbst gekauft habe, war die Weihrauch HW35. Dieses habe ich mir auf Empfehlung eines ehemaligen Arbeitskollegen zugelegt. Damit hat dann der ganze Wahnsinn begonnen.
Ich hatte mir damals in der Frankonia Filiale in Würzburg eine Weihrauch HW35 als Exportversion mit dem Walnussschaft ausgesucht. Das war ein unglaublich tolles Luftgewehr. Nach einem Jahr habe ich diese dann wieder verkauft. Nicht weil ich unzufrieden war, sondern weil ich Geld gebraucht hatte, um ein neues Luftgewehr zu kaufen. Ich wollte den wenigen Zuschauern meines YouTube Kanals damals Abwechslung bieten und hatte mich zu dem drastischen Schritt entschlossen.
Dieser Schritt hing mir jetzt wirklich jahrelang nach. Und so war es dann Mitte 2019 wieder soweit. Nach knapp vier Jahren musste ich wieder eine Weihrauch HW35 haben.
Die Weihrauch HW35 könnte noch besser sein
Beim Hunter Field Target und Field Target Trainingscamp 2019 in Kölschhausen bin ich dann an den Kontakt von dem guten Ferrobell herangekommen. Ich durfte ihn anschreiben und um ein kleines Projekt bitten.
Meine Weihrauch HW35 schieße ich mit Zielfernrohr und nicht mit der offenen Visierung. Diese habe ich demontiert. Da der Lauf meiner Weihrauch HW35 ohne den Korntunnel irgendwie unvollständig aussieht, habe ich ihn gebeten, mir auch einen schönen Laufmantel mit Laufgewicht zu bauen.
Ferrobell war im August mit seiner selbstgestalteten und veränderten Weihrauch bei CO2Air zur Weapon of the Month gewählt worden. Dies völlig zurecht. Dort habe ich seine Version der HW35 mit einem selbst gedrehten Laufgewicht gesehen.
Er hat dann tatsächlich zugesagt. Ich muss schon sagen, dass ich darüber sehr happy war. Schließlich ist die Weihrauch HW35 für mich ein sehr wichtiges Luftgewehr, mit dem ich einige Erinnerungen verbinde.
Ferrobell hat mir versprochen, wenn er das Luftgewehr sowieso zerlegt, noch einige Optimierungen und Tuningmaßnahmen vorzunehmen. Damit ist kein Leistungstuning gemeint, sondern Verbesserungen für das Schussgefühl, am Abzug und Lauf.
Er hat sich netterweise bereit erklärt seine Arbeit mit Bildern und Stichpunkten zu dokumentieren. Das ist auch der Grund, weshalb es heute diesen tollen Bericht gibt.
Ich habe seine Stichpunkte etwas ausgearbeitet und für euch schön lesbar gemacht.
So ist eine Tuning- und Customizing-Anleitung oder ein Vorschlag dafür entstanden. Ich bin stolz euch diesen auf meinem Blog zu präsentieren.
Viel Spaß beim Lesen!
Tuning und Customizing der Weihrauch HW35
Noch bevor der Umbau begann wurde die Konstanz und Leistung der Weihrauch HW35 überprüft. Der Chrony-Test wurde mit H&N Field Target Trophy 4,51 mm durchgeführt. Das sind auch die Diabolos, die ich in meiner Steyr LP50 RF schieße.
Das Laufgewicht für die Weihrauch HW35
Ferrobell hat ein neues Laufgewicht konzipiert und stellt dieses nun auf der Drehbank her.
Das fertige Laufgewicht für die Weihrauch HW35 wird zum Test auf den neuen Laufmantel geschoben.
Das Laufgewicht wird angepasst und lässt sich 5 mm über den Carbon-Laufmantel schieben, damit es einen sauberen Abschluss bietet.
Wir färben das Laufgewicht fünf mal mit Birchwood Casey Aluminium Black. Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend.
Wie von Birchwood Casey empfohlen, haben wir das Laufgewicht mit Birchwood Casey Wax eingerieben. Das Ergebnis überzeugt aber nicht.
Der nächste Versuch, das Laufgewicht für die Weihrauch HW35 optisch zu verbessern, wird mit Ballistol versucht. Auch mit Ballistol eingerieben wird das Ergebnis nicht besser.
Das Laufgewicht mit Laufmantel. Da das Ergebnis mit dem Aluminium Black nicht zufriedenstellend ist, wird das Laufgewicht mit Kunstharzlack Schwarz glänzend lackiert.
Jetzt geht es ans Tuning. Mit Tuning ist keine Leistungserhöhung gemeint, sondern eine Optimierung des Schussverhaltens.
System-Tuning der Weihrauch HW35
Jetzt geht es ans Tuning. Dazu haben wir uns das System zur Demontage bereitgelegt.
Als erstes müssen wir den Abzug entfernen. Dazu treiben wir die beiden Stifte heraus.
Beim Herausziehen des Abzugs müsst ihr darauf achten, dass man den Sicherungsstift vom Abzug festhält! Der hat eine Feder, die den Stift samt Feder wegspringen lässt wenn man nicht aufpasst.
Wir demontieren den Lauf. Den Laufbolzen kann man besser entfernen, wenn der Lauf leicht angeknickt ist, weil er dann nicht mehr unter Spannung steht.
Der Lauf ist entfernt.
Das System ist auseinandergebaut.
Schaut euch mal den Kolben an. Der Kolben ist komplett verschmiert. Schön zu sehen: die serienmäßige Kolbeninnenhülse.
Auf der original Kolbendichtung befand sich aber kein Fett auf der Stirn.
Die Systemhülse reinigen wir mit einem Lappen. Das geht sehr gut, wenn wir den Lappen um einen Stab wickeln und dann drehen.
Die Systemhülse ist schön blank geputzt.
Neue Federführungen für die Weihrauch HW35
Jetzt wollen wir eine engere Federführung drehen. Beim Original ist nur eine einteilige Federführung vorhanden. Wir bauen eine zweiteilige Federführung ein. Diese hat den Vorteil, dass die vordere Federführung die Feder in der Mitte zentriert. Die hintere Federführung zentriert auch die Feder und soll die Federschwingungen unterbinden.
Der weiße Stab auf dem Bild ist ein POM- Stab, aus dem die Federführungen gefertigt werden.
Auf der Drehbank drehen wir die neuen Federführungen für die HW35.
Oben auf dem Foto seht ihr die original Federführung, unten die neue zweiteilige Federführung.
Die original Federführung hat 13,6 mm Durchmesser.
Die neu gedrehten Federführungen haben knapp 14 mm Durchmesser und sitzen damit spielfrei in der Feder.
Die Federenden sind sehr rau und müssen bearbeitet werden, dass diese schön laufen.
So sehen die Federenden aus nachdem wir diese glatt geschliffen und poliert haben.
Danach haben wir den Abzug demontiert. Wir polieren alle Klinken, und die beweglichen Teile haben wir geschmiert und danach wieder zusammengesetzt.
Vortek Kolbendichtung für die Weihrauch HW35
Die neue Vortek Kolbendichtung ist da. Die helle original Kolbendichtung wird demontiert, die Vortek Dichtung wird aufgesetzt und mit MoS² Fett von TBT an den Seiten eingefettet. Wichtig ist, dass ihr mit dem Fett nie an die Stirnseite kommt. Diese muss absolut sauber bleiben. Sonst kann das zu dem bekannten Diesel-Effekt führen, bei dem Fett verbrennt und die Geschwindigkeit des Diabolos erhöht wird.
Die beiden Dichtungen im Vergleich. Die original Dichtung ist gegossen und die Vortek Dichtung ist gedreht. Die Vortek Kolbendichtung hat den Vorteil, dass diese besser abdichtet.
Der Kolben ist am Ende etwas dicker. Die Fläche wird ebenfalls mit MoS² Fett dünn eingestrichen.
Die Feder wurde mit Kettenfett eingesprüht und wird samt Federführung eingesetzt. Jetzt bauen wir das System der Weihrauch HW35 wieder zusammen.
Riemenbügel für die Weihrauch HW35
Ich will an der Weihrauch HW35 noch einen schönen Gewehrgurt anbringen. Dafür benötigen wir noch eine neue Schelle für den vorderen Riemenbügel. Die alte Schelle hatte an den 15 mm starken Lauf gepasst. Der jetzige Laufmantel hat einen 19 mm Durchmesser. Deshalb bauen wir eine neue Schelle.
Die 15 mm Schelle von dem original Lauf ist jetzt zu klein für den 19 mm Laufmantel.
Wir verwenden ein 1 mm starkes Blechstück. Kaltbrünierung haben wir mit einem Schüttelbecher bereitgestellt.
Das Blechstück haben wir zugeschnitten und entrostet.
Das Blechstück wurde passend gebogen, zwei Löcher für die Schraube gebohrt und passend angefertigt.
In den Schüttelbecher haben wir etwas Kaltbrünierung gefüllt. Dort legen wir die entfettete Blechschelle hinein.
Das Blech hat sich schön schwarz gefärbt. Wir spülen dieses ab und reiben es trocken. Im Anschluss kommt Ballistol Öl auf die Brünierung.
Hier das fertige Ergebnis. Die Kaltbrünierung hat das Metall zwar schön gefärbt, aber das Ergebnis hätte noch besser werden können. Vielleicht hätte man den Metallstreifen vorab polieren müssen und dann am besten in ein Bad mit Heißbrünierung.
Wir montieren Laufmantel und Laufgewicht an die Weihrauch HW35
Jetzt bringen wir den Carbon Laufmantel an. Wir haben ein paar Lagen Isolierband um den Lauf gewickelt. Diese zentrieren den Laufmantel schön mittig. Der Laufmantel wird durch das Laufgewicht am Ende gehalten. Das Laufgewicht klemmen wir mit zwei Madenschrauben.
Das Laufgewicht wurde so konstruiert, dass es sich 5 mm über den Laufmantel schieben lässt. So bietet dieses einen sauberen Abschluss.
Hier seht ihr dann noch das Ferrobell Tuning-Züngel in Messing.
Und so sieht dann meine fertige Weihrauch HW35 aus…
… von vorne …
… von hinten …
… und von der Seite.
Ich hoffe, euch hat mein Bericht gefallen. Falls ja, dann hinterlasst mir kurz ein Feedback. Dann werde ich mich bemühen, an den ein oder anderen Bericht von Ferrobell heranzukommen. Aber alles ohne Gewähr. Er ist sehr beschäftigt, und eine Dokumentation der geleisteten Arbeit ist nicht schnell nebenbei gemacht. Da steckt wirklich viel Arbeit drin.
Wenn jemand von euch einen guten Tipp für einen optisch passenden Gewehrgurt für meine HW35 hat, dann freue ich mich über eine E-Mail oder einen Kommentar von euch. Dieser würde die jagdliche Optik der HW35 noch abrunden. Danke!
Wenn ihr wie ich ein ambitionierter Schütze seid und aus eurem Weihrauch Gewehr noch mehr rausholen wollt, solltet ihr euch mal den AirJoe Weihrauch Tuningabzug Rekord und die Tuningkits anschauen. Ich durfte diese testen und war so begeistert davon, dass ich sie in meinem Shop www.jabolo.de aufgenommen habe. Meinen Bericht und ein Video könnt ihr euch HIER anschauen.
Ich danke Ferrobell für die herausragende Arbeit. Ich bin immer noch hin und weg, wie meine Weihrauch HW35 jetzt aussieht.
Und euch danke ich fürs Lesen!
Bis zum nächsten Beitrag!
Viele Grüße!
Andi